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Allgemein

IT-Projekt abgeschlossen – no benefit?

9. November 2022
3 Min.
Von unserem Gastautor Prof. Dr. Dr. August-Wilhelm Scheer

Warum entfalten viele Digitalisierungsprojekte in Unternehmen nicht die erhoffte Wirkung? Weil es in der Regel nicht genügt, Geschäftsprozesse nur von einer Technologie in eine andere zu übertragen. Vielmehr muss das Unternehmen insgesamt strategisch und organisatorisch neu gestaltet sowie der Nutzen klar herausgestellt und als Ziel beschrieben werden.

Bei einem Digitalisierungsprojekt kann das von der Analystenorganisation Gartner Group eingeführte Konzept des „composable Enterprise“ eine Leitlinie sein. Ein „composable Enterprise“ ist fähig, durch Nutzung moderner Informationstechnik sein Businessmodell und seine Businessprozesse aus Komponenten flexibel zusammenzusetzen und dabei doch ganzheitlich zu funktionieren. Gartner bezeichnet diese Komponenten als „packaged Business capabilities (PBC)“, also als Fähigkeiten des Unternehmens, die als Pakete abgrenzbar und zusammensetzbar sind.

Agilität gewinnen

Dadurch kann das Unternehmen schnell auf neue Situationen reagieren, indem es flexibel neue PBC’s-Prozesse einführen oder austauschen kann. Auf diese Weise kann es wiederum neue Produkte, Dienstleistungen, Partner, Lieferanten oder Ähnliches schnell ersetzen oder neue hinzufügen.

Composable ist damit der Gegensatz zum Begriff monolithisch, der für starr und unflexibel steht, eben wie ein Monolith ist. Mit dem Begriff „composable“ werden vielmehr Eigenschaften wie Agilität und Flexibilität bezeichnet, die für die Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen in Unternehmen entscheidend sind.

Unser Gastautor und TOP 100-Jurymitglied Prof. Dr. Dr. August-Wilhelm Scheer erläutert das Konzept des "composable Enterprise".

Der Begriff besitzt darüber hinaus den Vorteil, dass er von der Strategieebene bis zur Implementierung der Anwendungssysteme reicht. Ein Unternehmen, das auf der strategischen Ebene leicht Produkte des Leistungsprogramms ersetzen oder hinzufügen kann, benötigt auch ein flexibles IT-System, das Entwicklung und Ausführung der PBC’s unterstützt.

IT-Flexibilität steigert Resilienz in Krisen

Diese Anforderungen erfüllen moderne Plattformarchitekturen, die prozessorientiert Integrationswerkzeuge bereitstellen und es mit Low-Code-Ansätzen Mitgliedern von Fachabteilungen gestatten, schnell eigenständig kleine Lösungen zu entwickeln. Dies führt zu Innovations- und Anpassungsfreundlichkeit des Unternehmens. Klassische monolithische IT-Systeme haben dagegen zu lange Änderungs- und Anpassungszyklen.

So haben zum Beispiel in der Coronavirus-Pandemie viele Restaurants spontan „to go-“ und Lieferservices aufgebaut und viele Unternehmungen Homeoffice-Modelle als Ergänzungen zu ihrer sonstigen Arbeit eingeführt. Aufgrund der Ukraine-Krise mussten viele Unternehmen kurzfristig ausgefallene Lieferanten aus der Ukraine durch neue ersetzen. Dazu mussten für die Änderungen der Business-Modelle neue Geschäftsprozesse und neue IT-Systeme entwickelt und eingeführt werden. Die Unternehmen mussten also von der Geschäftsstrategie bis zu den IT-Systemen „composable“ sein.

Aber nicht nur Krisen, sondern auch gesellschaftliche Veränderungen wie die Bekämpfung des Klimawandels, das Aufkommen neuer Technologien, steigender Wettbewerb und gesetzliche Einschränkungen erfordern im Alltagsgeschäft eine hohe Wandlungsbereitschaft und -fähigkeit, um auf Änderungen zu reagieren.

Ich glaube deshalb, dass das Konzept „composable Enterprise“ wichtige Anforderungen an ein modernes Unternehmen anspricht und deshalb ein wertvoller Kompass für die strategische, organisatorische und informationstechnische Weiterentwicklung von Unternehmungen ist.