Für Kim und Mauborgne steht deshalb fest: Die beste Methode, Wettbewerber zu schlagen, ist, es gar nicht erst zu versuchen. Anstatt sich im Konkurrenzkampf des roten Ozeans aufzureiben, sollten Unternehmer darüber nachdenken, wie sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen neue, bislang unberührte Geschäftsfelder erschließen können. Tatsächlich biete das Ausweichen vom roten in den blauen Ozean in der Regel ein deutlich größeres Potenzial für nachhaltiges Wachstum.
Innovationen im Mittelpunkt
So weit die Theorie. Doch wie findet man die passende Nische? Für Kim und Mauborgne führt der Zugang zum blauen Ozean über „Value Innovations“ – also Produkte oder Dienstleistungen, die gegenüber dem bisherigen Angebot des Unternehmens einen zusätzlichen Kundennutzen bieten und gleichzeitig günstiger zu produzieren sind. Damit durchbrechen Value Innovations den klassischen trade-off zwischen Kosten und Nutzen.
Um dieses durchaus ambitionierte Ziel zu erreichen, definiert die Blue-Ocean-Strategie die folgenden vier Stellschrauben:
- Eliminieren von Produktmerkmalen, die mit der Zeit überflüssig geworden sind.
- Reduzieren bestimmter Merkmale auf ein im Branchenvergleich unterdurchschnittliches Niveau.
- Weiterentwickeln anderer Merkmale auf ein im Branchenvergleich überdurchschnittliches Niveau.
- Kreieren völlig neuer Merkmale, durch die das Produkt einmalig wird.
Um den Unternehmern in diesem doch recht breit gefassten Rahmen die Orientierung zu erleichtern, haben Kim und Mauborgne eine ganze Reihe verschiedener Tools entwickelt. Mit deren Hilfe sind Ansatzpunkte für Value Innovations schnell identifiziert. Auch für den weiteren Prozess bietet die Blue-Ocean-Strategie das notwendige Rüstzeug: von der kundenzentrierten Produktentwicklung über die Preisgestaltung bis hin zur Durchsetzung der neuen Strategie gegen interne und externe Widerstände.
Erfolgreich in der Nische
Die Suche nach blauen Ozeanen hat sich in der Vergangenheit für viele Unternehmen bereits ausgezahlt. Ein prominentes Beispiel dafür ist der Cirque du Soleil. 1984 von dem ehemaligen Straßenkünstler Guy Laliberté gegründet, verzichtet der Zirkus auf klassische Attribute wie etwa eine mit Sägespänen ausgestreute Manege oder Tierdressuren. Markenzeichen sind stattdessen perfekt choreographierte Artistikdarbietungen, die mit Live-Musik untermalt werden. Mit diesem Konzept bewegt sich der Cirque du Soleil deutlich über dem künstlerischen Niveau klassischer Zirkusdarbietungen – wodurch seine Vorstellungen auch für erwachsene Zuschauer interessant werden.