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Event
TOP 100

Denkerrunde® – Old School, New Work

8. November 2021
4 Min.
Von Sven Kamerar

New Work, die digital und dezentral ausgerichtete Zukunft des Arbeitens, ist in aller Munde. Die Spielregeln des Teamplays werden neu definiert. Bei der jüngsten TOP 100-Denkerrunde® zeigte es sich jedoch, dass auch oder gerade der altbewährte persönliche Austausch alter Schule produktiv sein kann.

In diesem Jahr feierte die TOP 100-Denkerrunde® mit Ranga Yogeshwar ihr fünfjähriges Jubiläum. Sie verzeichnete dabei einen Ansturm wie noch nie auf einen der wenigen verfügbaren Plätze. Schon darin zeigte sich, dass der Wunsch nach „analogen“ Gesprächen über Herausforderungen des Unternehmensalltags beziehungsweise des Nichtalltäglichen immens war, nach den scheinbar endlosen Monaten unter Corona-Bedingungen.

Aus dem gesamten Bundesgebiet, von Buxtehude und Usedom bis Berchtesgaden, reisten TOP 100-Unternehmerinnen und -Unternehmer an den Starnberger See. Vor allem sorgte aber auch die Mischung ganz unterschiedlicher Branchen für einen Perspektivenwechsel mit lebendigen, inspirierenden Gesprächen. Metallverarbeitung traf auf Softwareentwicklung, Kunststoff auf Carbon und Labordiagnostik auf Oberflächenbeschichtung.

New Work, Nachhaltigkeit und Werte zentrale Themen

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Ranga Yogeshwar spricht über New Work.

TOP 100-Mentor Ranga Yogeshwar und der langjährige Ethik-Professor Dr. Erny Gillen als Co-Gastgeber hatten für den Austausch drei übergeordnete Themen definiert: New Work, Nachhaltigkeit sowie Werte und Haltung. Dabei erwies es sich in den Diskussionen, wie eng die drei Bereiche miteinander verwoben sind.

Denn die Arbeit der Zukunft wird sich zum Beispiel immer daran messen lassen müssen, welchen Beitrag sie zu einem nachhaltigen Handeln auf drei Ebenen leistet: in ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht. Und nicht wenige Teilnehmende berichteten von den Herausforderungen, den die kurzfristig, aus der Not geborene Einführung von Homeoffices an den Teamspirit und die Einhaltung eines gemeinsamen Werte-Kanons stellt.

Letzteres gilt umso mehr, als die Identifikation gerade junger Mitarbeitender mit ihrem jeweiligen Arbeitgeber tendenziell abnimmt und die Wechselbereitschaft zunimmt, nicht selten aus einem Gefühl heraus, sonst etwas an anderer Stelle zu verpassen. „Der War for Talents ist vorbei – und die Talents haben gewonnen“, lautete eine Erkenntnis.

Matching und Meeting zählt mehr als Materielles

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Die Teilnehmer der Denkerrunde® im Gespräch.

Mit Blick darauf erläuterten die Teilnehmer der Denkerrunde® in intensiven, jeweils in kleinen 4er-Gruppen und in der Gesamtgruppe geführten Gesprächen, wie sie mit Engagement und Ideenreichtum diesen Trend zumindest abschwächen konnten und langfristige Bindungen schaffen – eines der vielen spannenden Themen, die für lebhafte Dialoge sorgten.

Ein Teilnehmer demonstrierte in einer „Live-Schalte“ mit einem Büro seines Unternehmens die Mumble -App, mit der sich Mitarbeitende im virtuellen Nachbau ihrer Büroräume von ihren Homeoffices aus so austauschen können, als säßen sie weiterhin am gemeinsamen Arbeitsplatz. Ein anderer Best-Practice-Case betraf eine Unternehmens-App, über die Mitarbeitende aus weltweit 28 (!) Landesgesellschaften per internes WhatsApp, LinkedIn oder Videokonferenz direkt miteinander kommunizieren können.

Dieser Austausch war und ist besonders wertvoll. Denn bei allen unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen, unter denen die Anwesenden das Thema New Work in ihren Unternehmen angehen, gibt es eine gemeinsame Erfahrung: Letztlich entscheiden weniger materielle Incentives, seien es nun Vergütungsbestandsteile oder die vielzitierte Obstschale im Büro, über die Mitarbeiterbindung, sondern die Pflege des persönlichen Austauschs und das „Matching“ innerhalb des Teams.

Auf den Spuren gesunder Zähne und Milch

Traditionell begibt sich die Denkerrunde® am späten Nachmittag des zweiten Tages auf Exkursion – und das in diesem Jahr gleich zweimal. Denn aufgrund der hohen Nachfrage richteten Ranga Yogeshwar und compamedia zwei Runden aus, jeweils strikt begrenzt auf 16 Gäste.

Die erste Gruppe besuchte die im nahegelegenen Seefeld angesiedelte „Oral Care Solutions Division“ der Firma 3M , die aus dem früheren mittelständischen Unternehmen ESPE hervorgegangen ist. Unter dem Leitsatz des Schweizer Arztes Paracelsus „An jedem Zahn hängt ein ganzer Mensch“ erhielten die Besucher in abwechslungsreichen Vorträgen Einblicke in die Dental-Forschung und den Einsatz neuer Werkstoffe in Zahnarztpraxen. Und sie erfuhren etwas über die sieben teuersten Worte für ein Unternehmen: „Das haben wir schon immer so gemacht.“

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Bei Andechser waren gleich in zweifacher Hinsicht Hygiene-Vorschriften zu beachten: bzgl. Corona und mit Blick auf die Lebensmittelproduktion.

Der zweite Besuch führte die Teilnehmer in die Bio-Molkerei Andechser der Familie Scheitz. Auf eindrucksvolle Weise schilderte Inhaberin Barbara Scheitz den Weg des 1908 gegründeten Betriebs zu einer konsequenten nachhaltigen Ausrichtung, was den Umgang mit Natur und Tier, die Partnerschaft mit den Landwirten der Region und die gesunde wirtschaftliche Basis des Unternehmens betrifft – also in den drei relevanten Dimensionen der Nachhaltigkeit.

Begeistertes Feedback

Das Feedback der jeweils 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer war am Ende der beiden Denkerrunden® begeistert. Viele von ihnen hatten Anregungen und Ideen zu Themen mitgenommen, die sie ursprünglich gar nicht auf der Agenda gehabt hatten. Weitere Gespräche nach der Runde wurden verabredet, sogar eine Zusammenarbeit ausgelotet, und Meetings für die Umsetzung von Ideen in den Unternehmen bereits aus der Runde heraus angesetzt.

Die empathische und kenntnisreiche Mentorenschaft von Ranga Yogeshwar und Erny Gillen hatte zusammen mit dem wundervollen Ambiente des Veranstaltungsorts La Villa einmal mehr für ein außergewöhnliches Erlebnis gesorgt.