Mit gebotener Diskretion berichtete Noé von den Mechanismen des investigativen Journalismus und hob den Zuschnitt der Geschichten im Heft auf Entscheider und Macher in den Unternehmen hervor. Schließlich seien sie es, die mit ihrem Handeln die Wirtschaft bewegten.
Die Wege zu den Geschichten sind dabei sehr unterschiedlich. Aber im Zentrum steht jeweils eine grundlegende Herausforderung: Informationen im Zeitalter von Fake News und digitalen Desinformationskampagnen zu validieren und zu entscheiden, welchen Gesprächspartnern zu trauen ist. Zwar scheint inzwischen die Gegenprüfung von Quellen gerade bei Online-Medien in Vergessenheit geraten zu sein, beim manager magazin ist sie jedoch noch immer unverzichtbarer Grundsatz.
Mammutaufgabe für Steffen Klusmann
Was die Validierung von Informationen betrifft, genoss die Dokumentationsabteilung des SPIEGEL lange Zeit einen mythischen Ruf in den Medienbranche. Entsprechend groß war die Verwunderung – und an vielen Stellen auch Häme -, als die Redaktion über die gefälschten Geschichten eines vormaligen Journalisten-Preis-Sammlers aus ihren Reihen informierte.
Der Sturm brach genau zu jenem Zeitpunkt los, als Steffen Klusmann sein Amt als neuer Chefredakteur des Nachrichtenmagazins antrat. Zuvor war er mehr als fünf Jahre Chefredakteur des manager magazins gewesen. Mit bewundernswerter Klarheit und journalistischer Haltung schilderte Klusmann den Top-Innovatoren die Lehren, die die Redaktion aus diesen Verfehlungen gezogen hat.
Die unerwartete Affäre band, das darf man getrost annehmen, sehr viel Aufmerksamkeit und Ressourcen Klusmanns, der eigentlich eine andere Aufgabe mit Prio 1 zu verfolgen hatte: die bessere Vernetzung von Print- und Online-Redaktion, sowohl redaktionell als auch organisatorisch. Wer die Verhältnisse früher an der Brandstwiete und heute an der Ericusspitze verfolgt, weiß um die titanische Dimension, die dieses Vorhaben einnimmt.
Klusmann lieferte im Gespräch auch einen Ausblick auf die Zukunft des Print-Journalismus im Zeitalter der Digitalisierung. Für einige wenige Qualitätsmedien sieht er, ähnlich wie übrigens Förster und Noé, gute Chancen, aber zugleich das nahende Ende der meisten Tageszeitungen, gerade lokal und regional. In den USA sei diese Entwicklung schon in vollem Gange, wie Klusmann mit Zahlen belegte. Ohne neue journalistische Geschäftsmodelle und eine intelligente Verknüpfung von Print und Web dürfte nach Meinung aller Gesprächspartner ein Überleben grundsätzlich nicht möglich sein.