TOP 100
Buchtipp

Von der Komfortzone zum Innovationserfolg

20. September 2024
5 Min.
Von Christoph Klawitter

Das Gewohnte und Bequeme hinter sich zu lassen und sich auf die Ungewissheit des Neuen einzustellen: Innovation kann anstrengend und herausfordernd sein. Wie Unternehmer erfolgreich Innovationen entwickeln und umsetzen, davon handelt das neue TOP 100-Buch „Vorreiter“.

Neuerungen und Veränderungen positiv gegenüberzustehen, das ist auch eine Frage der Geisteshaltung, wie TOP 100-Jurorin Miriam Wohlfarth in einem Interview im neuen TOP 100-Buch deutlich macht. „Innovation ist immer ein Verlassen der Komfortzone“, erläutert die Unternehmensgründerin und Expertin für Digitalwirtschaft. Es gelte, als Unternehmer stets herauszufinden: „Passt das noch, was ich mache? Mögen meine Kunden das tatsächlich oder denke nur ich, das ist toll?“ Und: „Was würde passieren, wenn ich mein Geschäftsmodell jetzt selbst zerstöre? Wodurch könnte das passieren? Das sind sehr unangenehme Fragen, aber sie sind von fundamentaler Bedeutung, wenn man auch in Zukunft erfolgreich sein will“, sagt Miriam Wohlfarth.

Besondere Anforderungen werden an Start-up-Unternehmer gestellt. Aus der Erfahrung von zwei Unternehmensgründungen weiß Miriam Wohlfarth, „dass man viel aushalten muss“. Resilienz könne man zwar trainieren. Wenn man sie aber gar nicht habe, sei es nicht empfehlenswert, ein Unternehmen zu gründen. „Wir hatten zum Beispiel 2023 mehr als 200 Pitches, in denen es um Finanzierung ging. Da bekommt man sehr, sehr viele Absagen. Man muss damit klarkommen, dass man quasi immer wieder eine Klatsche bekommt.“

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TOP 100-Jurorin Miriam Wohlfarth rät Unternehmern, ihr Geschäftsmodell stets selbstkritisch zu hinterfragen.

Start-ups wird zugeschrieben, dass sie nah am Puls der Zeit seien – mehr als traditionelle Unternehmen. Miriam Wohlfarth empfiehlt, dass etablierte Unternehmen bewusst die Zusammenarbeit mit Start-ups suchen. Davon könnten beide Seiten profitieren: Start-ups seien kleiner und agiler als traditionelle Unternehmen, ihnen würden aber im Gegenzug oft die stabilen Kundenbeziehungen fehlen, auf die wiederum traditionelle Unternehmen zurückgreifen könnten.

Nachfolge im Familienunternehmen neu gedacht

Es ist ein Thema, das manchem Familienunternehmer vermutlich mitunter den Schlaf raubt: „Wer übernimmt nach mir einmal die Firma?“ Denn wie Dr. Marcel Megerle in seinem Fachbeitrag im neuen TOP 100-Buch darlegt, sei es keineswegs selbstverständlich wie in früheren Zeiten, dass die eigenen Kinder dereinst die Firma übernehmen. Megerle ist spezialisiert auf die Erarbeitung von Lösungen für die Firmennachfolge. Mit seinem Beratungskollektiv FUTUN hat er bislang mehr als 80 Familien bei der Nachfolgeregelung unterstützt.

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Dr. Marcel Megerle moderiert Nachfolgeprozesse in Familienunternehmen.

Heute begegne die noch operativ tätige Unternehmergeneration einer nachfolgenden Generation, die vor allem im Jetzt leben wolle, schreibt Megerle. „Von dem Zeitgeistgedanken ‚You only live once‘, kurz YOLO, kann sich die Nachfolgegeneration nur schwer lösen und entzieht sich damit oftmals dem Verständnis der aktuellen Unternehmergeneration“, hat der Experte beobachtet. Darum müsse man ein gegenseitiges Verstehen herstellen. „Die Generationen müssen die Zukunft gemeinsam aushandeln“, so Megerle. Es brauche dafür einen gemeinsamen Raum, einen „Werkraum“, in dem sich die Generationen offen austauschen könnten. „Ein Begegnungsraum, in dem Dinge anders gedacht werden, um anders gemacht zu werden“, ergänzt er. Wenn dabei klug und sensibel moderiert werde, würden die Familien in diesem Generationendialog zum Kern ihrer Geschichte vorstoßen.

Ein Unternehmen, das „sich selbst“ gehört

Einen sehr ungewöhnlichen Weg, die Unternehmensnachfolge zu regeln, beschreibt TOP 100-Jurymitglied Jens Tönnesmann, leitender Redakteur des Wirtschaftsmagazins ZEIT für Unternehmer, in seinem Fachbeitrag. Er berichtet von Unternehmern wie Michael Hetzer, die die Sorge haben, dass das Unternehmen eines Tages in die Hände von Investoren fällt – und die deshalb ein radikal neues Modell planen oder bereits umgesetzt haben. Die Idee dahinter: Das Unternehmen soll in erster Linie „sich selbst“ gehören.

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Von Unternehmern, die nach einem tieferen Sinn ihres Tuns suchen, berichtet TOP 100-Jurymitglied Jens Tönnesmann.

Im Fall von Michael Hetzers Firma Elobau aus dem Allgäu ist das eine gemeinnützige Stiftung, die 99 Prozent der Anteile an der Firma besitze, wie Tönnesmann berichtet. Auf der anderen Seite gebe es eine nicht gemeinnützige Familienstiftung, die nur ein Prozent der Firma halte und so gut wie keine Gewinne abschöpfe, dafür aber 99 Prozent der Stimmrechte ausübe. „Kurz gesagt: Das Modell entkoppelt Gewinnrechte und Stimmrechte und verhindert, dass Hetzers Nachfolger die Firma verkaufen oder die Gewinne absaugen können“, erläutert Tönnesmann. Und mit Blick auf Unternehmer wie Hetzer resümiert er: „Viele Unternehmer stellen im Moment die Frage, wozu ihre Firma eigentlich dient. Sie finden, dass es bei Weitem nicht genügt, wenn Firmen Gewinne maximieren und den Eigentümern dienen.“

Bioökonomie eröffnet neue Chancen für innovative Unternehmen

Produkte effizienter und nachhaltiger herzustellen oder sogar Produkte mit neuartigen Eigenschaften auf dem Markt zu platzieren: diese Chance eröffne sich für innovative Unternehmen mit der „Bioökonomie“, unterstreichen Dr. Markus Wolperdinger, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, und Dr. Elke Präg, wissenschaftliche Referentin der Institutsleitung des Fraunhofer IGB, in ihrem gemeinsamen Fachbeitrag. Im Blick haben sie dabei den Einfluss von Biotechnologien, die zu einer Bioökonomie führen könnten: „Die Bioökonomie legt das Hauptaugenmerk auf die Abkehr von fossilen Rohstoffen wie Erdöl oder Erdgas und den damit verbundenen Abhängigkeiten von Importen und den bekannten negativen Auswirkungen auf unser Klima“, schreiben die beiden Wissenschaftler.

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Weisen auf die Chancen der Biotechnologien hin: Dr. Elke Präg (links) und Dr. Markus Wolperdinger.

Ziel der Bioökonomie sei es, vermehrt nachwachsende Rohstoffe sowie Abfall- und Reststoffe und sogar klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2) als Basis einer nachhaltigen Wirtschaft zu nutzen. Ein Beispiel: Im Labor gezüchtete Pilze, mit denen tierfreies Leder hergestellt werden könnte. Besonders groß sei bei Kunststoffen die Chance, fossile Rohstoffe zu ersetzen, ergänzen Wolperdinger und Präg.

Die aktuellen TOP 100-Unternehmen haben unterdessen bereits bewiesen, dass sie in der Lage sind, sich bietende Chancen zu nutzen. Ihre Erfolgsgeschichten sind im TOP 100-Buch nachzulesen. Herausgegeben wird das Standardwerk der deutschen Innovationsliteratur von Wissenschaftsjournalist und TOP 100-Mentor Ranga Yogeshwar.

Die Erfolgsgeschichten innovativer Mittelständler sind im neuen TOP 100-Buch nachzulesen.

Ranga Yogeshwar (Hrsg.): TOP 100 2024: Vorreiter. Hardcover, 456 Seiten, Redline Verlag. ISBN 9783868819786. Preis: 30 Euro.

Neue Bewerbungsrunde für TOP 100 hat begonnen

Auch nächstes Jahr werden wieder die innovativsten Mittelständler Deutschlands mit dem TOP 100-Siegel ausgezeichnet. Interessierte Unternehmen, die sich dem Auswahlverfahren durch die wissenschaftliche Leitung stellen wollen, können sich noch bis zum 31. Oktober unter top100.de bewerben.